Dienstag, 17. November 2009

¡ Sobre el cielo !

So sieht es aus bei über 3000 Metern über dem Meeresspiegel auf dem Monserrate mit Blick auf die Hauptstadt Kolumbiens, Bogotá.


Ein paar Stunden zuvor befinden wir uns noch auf der Reise, ganze 10 Stunden fahren wir durch die Nacht. Die Strassen sind holprig und von der ansonsten atemberaubenden Landschaft ist leider in der Finsternis nichts zu sehen. Ich liege also auf meinem Sitz zusammengerollt mit einem Tshirt, zwei Pullis und einer Decke in diesem überklimatisierten Bus und sehne mich nach der warmen Briese Calis. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich an die 12 stunden am Tag scheinende, knallende Sonne gewöhnen (und erst recht nicht sie vermissen) würde. Doch ja, wirklich, mir gefällt es nicht zu frieren. Aber was soll's?! Nach einer Runde Schlaf sind wir bestimmt schon da und ich kann bestimmt wieder die warmen Strahlen spüren. Und wer sagt's denn?! Kaum daran gedacht, schlafe ich völlig erschöpft ein und werde erst Stunden später vom Tageslicht geweckt. Müde reibe ich mir die Augen und schaue nach draußen. Ok, es ist vielleicht ein bisschen bewölkt und die Klimaanlage lässt einen immer noch zittern, aber man sieht die Sonne. Sobald wir am Bahnhof ankommen, werd ich die Wärme spüren, ja, ja, ja. Gleich, gleich, gleich! Da seh ich schon den grosßn Terminal auf uns zukommen. Interessant, interessant, die Stadt scheint mir bis jetzt sehr hübsch. Endlich hält der Bus und die Leute stehen auf. Die Türen öffnen sich und ich komme dem Ausgang immer näher, mit einem breiten Grinsen steige ich die Stufe zur Tür hinaus und will die Wärme in Empfang nehmen.


Aber was ist das? Ich spüre nichts, was meinen verfrorenen Körper wieder auftaut. Was soll das? Wozu bin ich denn so nah am Äquator? Brrr, ich schaue Richtung Himmel und es ziehen Wolken auf. Toller Empfang. Ich war bis jetzt der Überzeugung, dass alle Kolumbianer übertreiben, wenn sie von der Kälte in Bogotá erzählen. So schlimm kann es ohne Schnee und allem was so dazu gehört ja gar nicht sein. Wir scheinen uns wirklich akklimatisiert zu haben. Bei einem kurzen Blick aufs Thermometer huscht mir ein Grinsen über das Gesicht. 20°C. Wirklich kalt ist was anderes... Trotzdem habe ich überall Gänsehaut und will ins Warme. Vielleicht ist es auch einfach die Erschöpfung und die Müdigkeit. Wir werden von Alvaro, einem guten Freund, der zurzeit in der Hauptstadt bei seiner Familie ist, inklusive Papa vom Bahnhof abgeholt und sie wollen uns zu unserem Hostel bringen. Davor müssen wir ihnen erst noch mal ganz deutlich sagen, dass wir wirklich nicht zu sechst bei ihnen wohnen wollen. Als sie dann nachgeben gehts' durch das regnerische und kalte Bogotá bis ins Zentrum.



Die Häuser sind wunderschön, selbst das schlechte Wetter kann unsere Stimmung nicht sonderlich trüben und ich fange an mich mit der Umgebung etwas anzufreunden, da erfahren wir, dass unsere Reservierung nicht existiert und das Hostel ausgebucht ist. Nun gut, immer noch liebevoll von Kolumbianern umsorgt, machen wir uns auf den Weg zum nächsten.


http://www.hostalfatima.com/index.php?option=com_content&task=view&id=5&Itemid=13

Schaut es euch einfach selbst an. Dieses Hostal bekommt von uns alle zu erreichenden Punkte, das Schicksal hat es wirklich gut mit uns gemeint.
Mittlerweile ist es leider schon Mittag und nach einem ausgiebigen Mittagessen sind wir alle zu müde um noch etwas Großes zu planen. Die schöne Unterkunft lädt gerade dazu ein, den restlichen Mittag gemütlich zu entspannen. Abends ist aber Schluss damit, denn wir wollen noch ein bisschen das Nachtleben testen und kommen sogar zu der Ehre Bogotá aus dem 40. Stock bei Nacht betrachten zu können.



















Nach diesem wirklich gelungenen Abend entschließen wir uns sonntagmorgens noch ein bisschen die Stadt zu besichtigen, ein paar Museen zu besuchen und die letzten Stunden in dieser Stadt zu genießen.























Der (im wahrsten Sinne des Wortes) absolute Höhepunkt ist die Ankunft auf dem Monzerrate, von dem wir den Ausblick auf Bogotá (von mehr als 3000m über dem Meeresspiegel) genießen können.



































Viele neue Eindrücken gesammelt packt uns doch langsam das Heimweh. Es geht also zurück, machen wir uns auf den Weg zurück ins warme Cali!



Wie dem auch sei. Bogotá ist wunderschön. Zwei Tage reichen lange nicht um genügend anzusehen. Noch eine Stadt, die jede Reise wert ist. Aber trotzdem, die schönste, freundlichste und herzlichste Stadt Kolumbiens bleibt Santiago de Cali !

Mittwoch, 4. November 2009

Paso a paso...

Nach einem Monat an der Deutschen Schule Cali haben wir uns auch hier eingelebt. Nicht, dass es uns sonderlich schwer gemacht wurde. Wir wurden von Anfang an mit offenen Armen empfangen und neben dem wunderbaren Essen hier gab es auch unglaublich viele neue Gesichter zu entdecken. Alles hier gleicht sehr europäischen Standarts und es ist unglaublich interessant auch die andere, weitaus wohlhabendere Seite Kolumbiens kennen zul ernen. Trotzdem haben wir die herzliche, offene Art und die liebevolle Atmosphäre Montebellos vermisst.

In der Semana de CAS haben wir die Möglichkeit bekommen mit einem Teil der elften Klasse hoch nach Montebello zu fahren und den Kindern dort etwas über Umweltschutz, Klimaerwärmung etc zu erzählen. Diese Chance unsere Schützlinge der einen Seite mit unseren Schützlingen der anderen Seite in Verbindung zu bringen lassen wir uns natürlich nicht entgehen.


Um ehrlich zu sein kamen wir uns bis jetzt am Colegio Aleman nicht wie Lehrer vor, da die ältesten Schüler doch um die 18/19 sind. Also genau in unserem Alter und dort Dominanz und Autorität vorzuspielen fällt doch ein wenig schwer. Das wird sich allerdings bald ändern...




Montag, halb acht, steigen wir also zusammen mit den 10 Schülern in den Bus und machen uns auf in die Berge nach Montebello. Die Fahrt durch Calis Zentrum verläuft ruhig, als wir jedoch die Grenzen zum Armenviertel passieren wird es still. Die Rucksäcke werden geschlossen, es wird gespannt, aber doch etwas misstrauisch aus dem Fenster geguckt und von der plötzlichen Motivation ein paar Kinder zu unterrichten ist nicht mehr so viel zu spüren. Na ja, wenn sie nicht wissen, was gut ist, zeigen wir's ihnen. Da der Bus den steilen und schmalen Weg bis hoch zur Schule nicht schafft, müssen wir den Rest laufen. Maike (meine Projektpartnerin) und ich mutig voraus, auf, auf, die Blonden zuerst. Als wir unseren geliebten Arbeitsort erblicken, breitet sich ein strahlendes Lächeln auf unseren Lippen aus. Zögernd kommt er der Rest der Truppe durch das Schultor und wir setzten uns in die Cafeteria um bis zur ersten Pause zu warten. Es klingelt, die Schüler kommen zum Frühstück und es fühlt sich genauso an wie die ersten Tage in Kolumbien. Strahlende Kindergesichter, alle wollen Beachtung, jeder will zeigen wie lieb er dich hat und schon ist die Pause um und die Gruppen (jeweils zu zweit) verteilen sich auf fünf verschiedene Klassen.














Maike und ich haben uns die zweite Stufe rausgesucht und gestalten den Vormittag mit einigen Geschichten, vielen Spielen und kleinen Fragerunden.



















Nach drei Stunden sind wir von der Kinderhorde schon ein bisschen müde und machen uns zum Pauseklingeln wieder auf den Weg in die Cafeteria. Hier sollen wir die Schüler des Colegio Alemans treffen um sie wieder zum Bus zu begleiten. Aber keine Schüler hier... Wir warten, keiner kommt. Plötzlich bemerken wir Stimmen, Geschrei und Gelächter. Wir stehen auf und schauen runter auf die Grünfläche auf denen die Kinder aus Montebello ihre Pausen spielend verbringen. Ein gewohntes Bild. Lachende, tobende Kinder. Doch nein, mittendrin unsere vorher noch so eingeschüchterten Schützlinge aus der Deutschen Schule. Jeder hat mindestens 5 Kinder um sich rum, auf der Schulter, am Rücken, um den Bauch... und sie strahlen.

































Bis wir ihnen sagen, dass ihr Bus auf sie wartet. Nur widerwillig lassen sie sich aus dem Tor rausbefördern und zum Bus bringen.Die ganze Gruppe ist wie ausgewechselt, statt unsicherem Geflüster hören wir jetzt lachende und diskutierende Jugendliche. Nachdem wir mit ihnen in den Bus gestiegen und sie aus Montebello rausbegleitet haben, steigen auch Maike und ich mit einem breiten, zufriedenen Lächeln aus...




Den nächsten Tag verbringen wir damit ganz Montebello zu besichtigen (was eine Tour von knapp 4 Stunden bergauf und bergab beinhaltet. Die Schüler lernen einen Teil ihrer Heimatstadt kennen, den sie zuvor noch nie gesehen haben und alleine niemals betreten würden. Es ist interessant die Eindrücke von etwas zu beobachten, was wir teilweise schon unser Zuhause nennen.















Mittwoch und Donnerstag arbeiten wir dann zusammen mit den Talleres. Es gibt einiges zu tun. Das Gelände, das Schulgebäude und die Cafeteria müssen für eine Präsentation vorbereitet werden und die Pasarella (der überdachte Weg vom Schulgebäude bis zur Brücke) ist immer noch nicht ganz fertig. Also auf in schwindelnde Höhne und ran an die Arbeit!


















(keine Angst Mama, viel höher als 3 Meter war es nicht! ;) )








Ich hatte wirklich Respekt vor dieser Arbeit. (Natürlich auch vor der Höhe, hihi, aber ) Vor allem vor dem Zusammentreffen zweier Jugendlicher völlig verschiedener Herkünfte. Niemals hätte ich erwartet, dass das Zusammenarbeiten so schnell so gut funktioniert. Trotz Anfangsschwierigkeiten und kleineren Komplikationen, haben wir etwas ins Rollen gebracht. Hoffen wir doch mal, dass da noch mehr Potenzial dahinter steckt!