Donnerstag, 24. Dezember 2009

Es Weihnachtet sehr...

So, diesen Artikel habe ich lange vor mich hingeschoben um ihn jetzt grade noch rechtzeitig an Weihnachten zu veröffentlichen. Um ehrlich zu sein war die Weihnachtszeit die Zeit, vor der ich am meisten Angst hatte. Weit weg von der Familie, in einer fremden Kultur, in ungewohntem Klima...
Eines Morgens wacht man auf, geht am bereits bekannten Rio Cali entlang, der durch die ganze Stadt führt, und bemerkt komische Figuren, bunte Lichter, viel Musik. Die Weihnachtszeit hat für die Kolumbianer begonnen, aber bei uns ist das alles noch ganz weit weg. Man schleppt sich also so durch den Dezember und macht sich hin und wieder in der Gruppe mal Gedanken wie das Weihnachtsfest bei uns denn aussehen soll. Während in Deutschland bis zu -20°C sind, schwitzen wir hier bei 40°C plus. Und um wieder auf die bunten Lichter zurück zu kommen... Hier wird nicht alles in schönem dezentem Weiß gehalten, ganz im Gegenteil; Hauptsache viel Licht, viel unrhythmisches Geblinke und so viele Farben wie möglich! Wie soll da Weihnachtsstimmung aufkommen?
Na ja, und der gewohnte Wintermantel wird gegen Stelzen ähnlich hohe Schuhe und kurze, kurze Kleider eingetauscht. Ok, jetzt sind wir an einem Punkt angekommen, der gar nicht sooo schlimm ist. Da ich dieses Jahr sowieso nicht "besinnlich" mit meiner Familie verbringen kann, habe ich so zumindest die Möglichkeit mich vollkommen mit Salsa, Bachata und Merengue beschallen zu lassen und richtigen Caleños und Caleñas beim Tanzen zu zu schauen. Jeden Tag gibt es ein anderes Event und wenn die Musik einen dann so einnimmt, dass man nicht mehr still sitzen kann, zeigen wir dann auch mal unsere ersten Fortschritte. Schließlich wollen wir Ende unseres Jahres auch richtige Salseras werden.
Ehrlich gesagt, ist das der Teil von Weihnachten hier mit dem ich mich wirklich anfreunden könnte, so für immer. Die Leute sind unglaublich aufgeschlossen, freundlich und gut gelaunt. Zudem sind die Menschen hier in der Adventszeit genauso drauf bedacht viel, viel Liebe zu verschenken und anderen zu helfen. Als wir unser Theaterstück in Montebello aufführen, kommen zusätzlich zu den Gästen viele Geschenke von den Schülern vom Colegio Aleman. Dort wurden "Cajas De Amor" gesammelt, gefüllt mit allen möglichen Geschenken, von Süßigkeiten bis Spielzeug, so dass wir jeder Familie eines übergeben können. Ich glaube die Fotos der Aufführung lasse ich ohne viel Wort für sich selbst sprechen. Dabei stellt auch ihr hoffentlich fest, dass andere Gewohnheiten vielleicht nicht die bisher gewohnten ersetzen können, einen möglicherweise kurz verwundern, aber dann ein breites Lächeln aufs Gesicht zaubern können und einem über das hinweg helfen, was man so sehr vermisst.





















Eine der schönsten Gesten war, den Heilig Abend zu einer Familie eines Freundes eingeladen zu werden und zwar mit den Worten "Wir wissen wie schwer es ist ohne seine Familie zu sein. Zwar können wir deine nicht annährend ersetzen, aber wir wollen dir zumindest einen Ort bieten, den du hier dein Zuhause nennen kannst, an den du dich jeder Zeit zurück ziehen darfst und wir würden uns freuen dich an Weihnachten und auch die restliche Zeit als einen Teil unserer Familie zu sehen." Ach, ich bin den Tränen nah, wenn ich es jetzt noch lese :) Aber trotz all der Zärtlichkeit, die in diesen Worte steckt, habe ich es abgelehnt. So viel Liebe bekommt man hier geschenkt und ich werde so viel wie möglich auch an diese Menschen zurürck geben. Aber nicht am Weihnachtsabend. Da kann ich irgendwie nicht mit einer anderen Familie sein.
Stattdessen sind wir zu dem Entschluss gekommen den Heilig Abend gemeinsam unter uns Weltwärtsleuten zu verbringen. Dafür haben wir verschiedenste Salate gemacht, Grillfleisch gekauft, den Garten schön hergerichtet... und natürlich Plätzchen gebacken.



















Es wird sicher kein gewöhnliches Fest, aber jetzt weiß man, was man Zuhause so alles hat. Mir fehlt der Schnee, das kalte Wetter, die gute deutsche Schokolade und die vielen schönen Weihnachtsmärkte, alles was hier in dieser Kultur etwas anders abläuft. Aber das, was mich an der Adventszeit hier am meisten stört ist, dass ich meine Familie nicht bei mir habe, nicht die Hitze, nicht die kurzen Kleider, nicht das kunterbunte Treiben, sondern die Nähe meine Liebsten.

In diesem Sinne, besinnliche Weihnachten :)


2 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. Das ist ein wunderschöner, einfühlsamer Text, liebevoll erzählt und die Situation anrührend beschrieben.

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