Mittwoch, 4. November 2009

Paso a paso...

Nach einem Monat an der Deutschen Schule Cali haben wir uns auch hier eingelebt. Nicht, dass es uns sonderlich schwer gemacht wurde. Wir wurden von Anfang an mit offenen Armen empfangen und neben dem wunderbaren Essen hier gab es auch unglaublich viele neue Gesichter zu entdecken. Alles hier gleicht sehr europäischen Standarts und es ist unglaublich interessant auch die andere, weitaus wohlhabendere Seite Kolumbiens kennen zul ernen. Trotzdem haben wir die herzliche, offene Art und die liebevolle Atmosphäre Montebellos vermisst.

In der Semana de CAS haben wir die Möglichkeit bekommen mit einem Teil der elften Klasse hoch nach Montebello zu fahren und den Kindern dort etwas über Umweltschutz, Klimaerwärmung etc zu erzählen. Diese Chance unsere Schützlinge der einen Seite mit unseren Schützlingen der anderen Seite in Verbindung zu bringen lassen wir uns natürlich nicht entgehen.


Um ehrlich zu sein kamen wir uns bis jetzt am Colegio Aleman nicht wie Lehrer vor, da die ältesten Schüler doch um die 18/19 sind. Also genau in unserem Alter und dort Dominanz und Autorität vorzuspielen fällt doch ein wenig schwer. Das wird sich allerdings bald ändern...




Montag, halb acht, steigen wir also zusammen mit den 10 Schülern in den Bus und machen uns auf in die Berge nach Montebello. Die Fahrt durch Calis Zentrum verläuft ruhig, als wir jedoch die Grenzen zum Armenviertel passieren wird es still. Die Rucksäcke werden geschlossen, es wird gespannt, aber doch etwas misstrauisch aus dem Fenster geguckt und von der plötzlichen Motivation ein paar Kinder zu unterrichten ist nicht mehr so viel zu spüren. Na ja, wenn sie nicht wissen, was gut ist, zeigen wir's ihnen. Da der Bus den steilen und schmalen Weg bis hoch zur Schule nicht schafft, müssen wir den Rest laufen. Maike (meine Projektpartnerin) und ich mutig voraus, auf, auf, die Blonden zuerst. Als wir unseren geliebten Arbeitsort erblicken, breitet sich ein strahlendes Lächeln auf unseren Lippen aus. Zögernd kommt er der Rest der Truppe durch das Schultor und wir setzten uns in die Cafeteria um bis zur ersten Pause zu warten. Es klingelt, die Schüler kommen zum Frühstück und es fühlt sich genauso an wie die ersten Tage in Kolumbien. Strahlende Kindergesichter, alle wollen Beachtung, jeder will zeigen wie lieb er dich hat und schon ist die Pause um und die Gruppen (jeweils zu zweit) verteilen sich auf fünf verschiedene Klassen.














Maike und ich haben uns die zweite Stufe rausgesucht und gestalten den Vormittag mit einigen Geschichten, vielen Spielen und kleinen Fragerunden.



















Nach drei Stunden sind wir von der Kinderhorde schon ein bisschen müde und machen uns zum Pauseklingeln wieder auf den Weg in die Cafeteria. Hier sollen wir die Schüler des Colegio Alemans treffen um sie wieder zum Bus zu begleiten. Aber keine Schüler hier... Wir warten, keiner kommt. Plötzlich bemerken wir Stimmen, Geschrei und Gelächter. Wir stehen auf und schauen runter auf die Grünfläche auf denen die Kinder aus Montebello ihre Pausen spielend verbringen. Ein gewohntes Bild. Lachende, tobende Kinder. Doch nein, mittendrin unsere vorher noch so eingeschüchterten Schützlinge aus der Deutschen Schule. Jeder hat mindestens 5 Kinder um sich rum, auf der Schulter, am Rücken, um den Bauch... und sie strahlen.

































Bis wir ihnen sagen, dass ihr Bus auf sie wartet. Nur widerwillig lassen sie sich aus dem Tor rausbefördern und zum Bus bringen.Die ganze Gruppe ist wie ausgewechselt, statt unsicherem Geflüster hören wir jetzt lachende und diskutierende Jugendliche. Nachdem wir mit ihnen in den Bus gestiegen und sie aus Montebello rausbegleitet haben, steigen auch Maike und ich mit einem breiten, zufriedenen Lächeln aus...




Den nächsten Tag verbringen wir damit ganz Montebello zu besichtigen (was eine Tour von knapp 4 Stunden bergauf und bergab beinhaltet. Die Schüler lernen einen Teil ihrer Heimatstadt kennen, den sie zuvor noch nie gesehen haben und alleine niemals betreten würden. Es ist interessant die Eindrücke von etwas zu beobachten, was wir teilweise schon unser Zuhause nennen.















Mittwoch und Donnerstag arbeiten wir dann zusammen mit den Talleres. Es gibt einiges zu tun. Das Gelände, das Schulgebäude und die Cafeteria müssen für eine Präsentation vorbereitet werden und die Pasarella (der überdachte Weg vom Schulgebäude bis zur Brücke) ist immer noch nicht ganz fertig. Also auf in schwindelnde Höhne und ran an die Arbeit!


















(keine Angst Mama, viel höher als 3 Meter war es nicht! ;) )








Ich hatte wirklich Respekt vor dieser Arbeit. (Natürlich auch vor der Höhe, hihi, aber ) Vor allem vor dem Zusammentreffen zweier Jugendlicher völlig verschiedener Herkünfte. Niemals hätte ich erwartet, dass das Zusammenarbeiten so schnell so gut funktioniert. Trotz Anfangsschwierigkeiten und kleineren Komplikationen, haben wir etwas ins Rollen gebracht. Hoffen wir doch mal, dass da noch mehr Potenzial dahinter steckt!

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